Katzenkastrationsaktion September 2011
Wie ein Hurrikan fegten die kastrationsaktion über vier umliegende Dörfer und endete auf unsere Station. Kein Tier verließ unseren Hof ohne den OP von innen gesehen zu haben….
Zu gegen waren drei Tierärzte und drei Helferinnen vom Tierschutz Verein Kos, dem ich hier herzlich für ihren Einsatz danken möchte. In einer Gemeinschaftsaktion konnten so 215 Katzen kastriert werden. Stellenweise glich der OP einer „Kastrationsstraße“, es wurden drei und mehr Tiere gleichzeitig kastriert behandelt und untersucht. Kaum war das eine vom Tisch hatte schon die nächste ihre Narkose und schlief schon fest.
Für den Nachschub musste dann Abends bis spät in die Nacht eine Einfangtrupp durch diverse Gassen und Hinterhöfe schleichen und immer wieder die katzenfallen erneut aufstellen. Die gefangenen Katzen wurden dann von den Fallen in Boxen umgeladen und immer wieder zwischendurch auf Station gefahren bis der Aufbewahrungsraum voll war. So manch ein Einfänger musste mit dem Unmut einer Katze schmerzliche Erfahrung machen. Einen schlimmen Beissfall hatten wir zu vermelden, der dank schneller Ersterhilfe und der richtigen Antibiotikum Gabe gelinde verlief. Die Hand sah zwar aus als hätte sie einen schlimmen Angreifer abgewehrt, doppelt so dick wie normal und pochte nachts wie verrückt schwoll dann aber wieder ab. Nichts desto trotz ließ man sich nicht abschrecken und erschien am nächsten Tag unerlaubter Weise wieder zur Arbeit. Zwei Tage später wieder im vollem Katzenjagdfieber ging es dann unerschrocken weiter ans Fallenaufstellen.
Stellenweise eine sehr geduldsfordernde Aufgabe. Immer wieder schlichen ganz besonders skeptische Tiere um die mit leckerem Fisch gespickten Fallen herum, als ob sie ahnen würden, dass es hier um was ganz ungewöhnliches geht. Unsicher nach links und rechts schauend alles beobachtend den Fluchtweg schon mit einplanend trauten sie sich dann doch fast alle in die Falle und konnten einfach dem Duft des Fisches nicht wiederstehen…..Unsere Ohren waren immer auf das Geräusch der zuschnappenden Fallen geeicht. „KLONG!“ Falle zu, schnell mit einem Laken in der Hand zur Falle, vorsichtig das Laken über sie gestülpt damit das Tier sich nicht so ausgeliefert vor kamen dann behutsam zum Auto getragen und von der Falle in eine Box Umgeladen. Das ganze wiederholte sich bis zu 30 Mal. Dann erst war man mit seinem Fang zufrieden und konnte noch schnell versuchen so geben 2:00 Uhr Nachts den Schlaf nach zu holen, denn am nächsten Morgen ging es wieder um 5:30 Uhr raus zum Fallen Aufstellen. Leider sind ja die wenigsten Menschen nachtaktiv wie die Katzen also waren sie uns natürlich in vielem Voraus. Ihre Ausdauer ist erstaunlich.
Von Schlafmangel geplagt unterlag der ein oder Ander Katzenfänger dann auch schon mal regelrechten Halluzinationen. Ständig vernahm man dieses ersehnte Geräusch „KLONG“ und wenn man dann wie ein Tier zu seiner vermeidlichen „Beute“ stürmte und die Falle immer noch unberührt da stand……war man sich sicher sich einfach nur verhört zu haben…
Die Bevölkerung war der ganzen Aktion stellen weise leider auch richtig feindselig gegenüber eingestellt. Man wird nicht glauben wie viele sich plötzlich für die Tiere interessierten.. Sonst gingen sie achtlos an ihnen vorbei, der ein oder andere trat auch noch mal schnell nach ihnen aber jetzt sind da so ein paar „Verrückte“ die sie einfangen. „Was wollen die denn mit denen?“ „ Lasst sie wieder frei!“ „ Die aber nicht, die hat immer so schöne Katzenkinder.“ „ Nehmt sie alle mit, wir haben viel zu viele von ihnen.“ Wieder andere meinten dann aber sie müssten zu „Tierschützern“ mutieren und lösent die Fallen immer wieder mit dem Fuß aus so, dass kein Tier gefangen werden konnte. Andere wiederum nahmen die Fallen einfach mit und versteckten sie hinter irgendwelchen Mauern oder in Hinterhöfen. Andere entwendeten sie gar ganz.
Dann gab es noch einen Haufen ganz radikaler, die sich zu diversen Getränken in einer Bar trafen und unserem Treiben erst nur zu sahen, dann aber mutig durch den Alkohol im Trupp gleich der Bürgerwehr Selbstjustiz übend mit 11 Mann über unsere Fänger herfallen wollten. Keiner von unseren Leuten ließ sich provozieren, sondern versuchten im Gegenteil zu schlichten.
Von unserer Schuld überzeugt, dass wir Katzen klauen würden , rief einer vom „Trupp“ die Polizei. Die nahm dann auch die Verfolgung unseres Tierschutzbusses auf und Stellten mit einem Sondereinsatzkommando die „Täter“ mit gezogener Waffe Hände auf den Wagen, halt so wie man das aus schlechten amerikanischen Filmen kennt. Sie taten ihre Arbeit nach Einsatzplan vorbildlich. Bei einem Verdacht von Diebstahl müssen sie so vor gehen……und zu guter Schluss erkannte ich einen von der Sondereinsatztruppe. Es war ein tierlieber Ordnungsschaffer der uns mal selbst einen schwer verletzten Hund gebracht hatte und ihn bis zu seiner Genesung wöchentlich besuchte….er gab mir zu verstehen das er wisse das die Vorwürfe falsch seien, er aber die Beschuldigten mit zur Wache nehmen müsse um ordnungshalber die Personalien aufzunehmen, denn es liege eine Anzeige vor.
Nach einer dreiviertel Stunde rief ich auf der Wache an und fragte nach dem Verbleib unsere ach so bösen Katzenfänger. Die werden jetzt auf die Station zurückgefahren hieß es und dann bombardierte der diensthabende Büro Polizist mich mit Fragen: Wie wir denn eigentlich wissen könnten ob es eine private Katze sei oder eine Freilebende? ?? Warum wir so spät abends Katzenfangen würden, das sei doch tagsüber verboten und abends doppelt verboten“.
Was soll man denn auf so eine Logik antworten dachte ich und fing mal mit der Beantwortung seiner ersten Frage an: „Wenn ein Tier einen Besitzer hat bekomme ich das in ein paar Sekunden heraus in dem ich ein Chip- Lesegerät verwende. Hat das Tier einen Mikrochip kann man es auch einem Besitzer zuordnen, hat es keinen, ist es laut Gesetz ein Straßentier. Ich betonte, dass es hier in Griechenland schon seit Jahren eine Chippflicht für Haustiere wie Katzen und Hunde gibt. Auf die nächste Frage konnte ich mir fast das Lachen nicht mehr verkneifen, wie kann denn eine wiederrechtliche Handlung nachts doppelt so schlimm sein fragte ich und was heißt eigentlich schlimm? Soll das bedeuten dass es Ungesetzlich sei? Seien Antwort nach eine Überlegens Pause: „Ja!“ Meine Entgegnung, unser Oberbürgermeister ist über jede unserer Kastrationsaktionen informiert. „Ja den kann ich jetzt am Samstag um diese Uhrzeit (2:00 Nachts) nicht mehr anrufen“ war die prompte Antwort. Ich schlug vor der Polizei am Montag ein Schriftliches Dokument zu besorgen in dem der Oberbürgermeister uns bestätigt, das wir berechtigt sind all das zu tun was die „guten“ Bürger als Gesetzeswidrig erachten. Mein Angebot wurde sehr dankend angenommen und man wünschte sich noch gegenseitig eine angenehme Nacht.
Ja meine Lieben, für mich hört sich das alles im Nachhinein an wie eine Geschichte aus tausend und einer Nacht und ich könnte auch schon fast darüber lachen, wenn es denn nicht doch so traurig wäre…. Also mache ich lieber eine Geschichte der Schildbürger draus und kann dann doch noch drüber lachen.
Von nun an haben wir hier in Nikiti und Umgebung wieder neue Spitznamen: Wir sind die, die die Katzen fangen und sie an die chinesischen Restaurant meistbietend verkaufen. Oder wie gefällt euch das wir fangen die Katzen ein um sie weil wir kein Geld für Futter haben sie an die Hunde zu verfütter. Wie man sieht sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt……
Ps. Ich danke den „tapferen Helden“ die auch trotz schreck im Leib vom Vorabend auch am nächsten tag so weiter gemacht haben, wie sie aufgehört haben, nämlich ohne Vorbehalt den Tieren zu helfen.
Und jetzt ein paar Impressionen in Bild-Form von der erfolgreichen Kastrationsaktion.
Die Bilder sind übrigens von einer deutschen Fotografin gemacht worden, die uns zurzeit für einen Monat tatkräftig auf der Station hilft…
So fing der Morgen an die reiche Beute des Vorabends...
Sie alle warteten auf ihre Kastration
Welche nehme ich denn jetzt?
Und schon wird die Narkose gezückt...
Einen kurzen Blick in den OP...hier wird gearbeitet
Eine Katze auf dem Tisch...
Einer kastreirt der Andere versorgt nach...
immer wieder zwischendurch Infusion es ist sehr heiß
und die Tiere brauchen Flüssigkeit...
geich neben an wird die Nächste kastreirt...
du bist fertig,husch ,husch wierder ins Körbchen zurück ...
Die fertigen Katzen vom Vortag....haben ausgeschlafen
Die Nächsten stehen schon eingefangen da und warten..
Hier wird rasiert was das Zeug hält..die
Vorbereitungsabteilung
hier wird Nachbehandelt.. Entwurmung, etwas
gegen Flöhe und Zecke und Ohrmilben...
und Antibiotikum...
und so manch einer braucht wieder Infusion
wir sind auch schon fertig...
So, nun eine wohlverdiente kurze Pause...
alle verlassen den Saal...
wir bleiben noch ein Weilchen..
wir schlafen unseren rausch jetzt erst mal richtig
aus, zzz
eindeutig ein Kater...
Am langen Tisch bekommen alle noch einmal Infusion
gereicht...und werden noch mal kritisch angeschaut
so und jetzt alle die fertig ausgeschlafen haben ab ins Auto
und zurück nach "Hause" in die vielen Gassen der Dörfer
zurück...
und jetzt alle leeren Boxen wieder sauber machen
für die Nächsten...und so weiter und so weiter...
Und hier eine ganz besondere katze....
der Zweihundertste Kandidat....da wird gestrahlt
die magische Zahl ist ereicht...