Wuff! Ich heiße Jack und möchte euch gerne ein bisschen über mich erzählen. Reden kann ich, nur anfassen lasse ich mich von niemandem. Geboren wurde ich 2004. Mein Papa muss so etwas wie ein Schäferhund gewesen sein, vielleicht war er auch nur weitläufig mit einem verwandt. Mit einer Schulterhöhe von rund 70 cm bin cm bin ich einer der Größten hier im Aufenthaltsraum der Station. Aber ich bin nicht nur der Größte, ich bin auch der Scheueste. Anfassen lass ich mich nicht, von niemandem! Zwar renne ich nicht verängstigt fort, wenn sich mir Menschen nähern, ich kenne Menschen, und ich weiß, dass sie, hier zumindest, keine Bedrohung für mich darstellen, aber wenn jemand seine Hand nach mir ausstreckt weiche ich zurück. Artgenossen dürfen mich berühren, ich spiele gerne mit ihnen und habe auch kein Problem damit mir mit ihnen eine Decke zu teilen. Eigentlich mag ich alle Hunde, ich bin sehr verträglich. Streiten tue ich mich nie. Warum ich mich nicht anfassen lasse weiß ich selber nicht so genau. Aber irgendetwas muss vorgefallen sein. Wahrscheinlich war ich gerade auf Heroin als es passierte. Ich stamme nämlich aus dem Drogenmilieu in Thessaloniki. Dort lebte ich mit einigen Junkies zusammen in einer baufälligen Kirche. Eigentlich waren diese Menschen ganz nett zu mir. Aber wenn sie sich so eine Spritze gesetzt hatten veränderten sie sich immer schlagartig. Grade eben waren sie noch freundlich, und wenige Sekunden später konnten sie zu richtigen A … löchern werden. Ich bin ein Hund, und so störte mich der herumliegende Dreck nur wenig. Aber …, jeder Hund weiß dass er seinen Bau sauber zu halten hat und geht, wenn er ein Geschäft verrichten muss, nach draußen. Meine Menschen wussten das nicht, und wenn sie mal wieder vollkommen high waren machten sie hier und da sogar mal auf mein Deckchen. Ich sagte es bereits, gerade noch nett und Sekunden später richtige A … löcher. Von Aufräumen oder gar sauber machen hielt keiner meiner Menschen etwas. Häufig piekste ich mich beim herumschnüffeln an ihren gebrauchten Spritzen. Niemand war in der Lage sich um mich zu kümmern. Futter gab es sporadisch, und häufig war mein Wasser alle.
Ich muss so ca. 1 Jahr alt gewesen sein als einige der Menschen auftauchten bei denen ich heute lebe. Verängstigt hielt ich Abstand als ich jemanden sagen hörte: "Der Kollege ist ein Fall für´s Blasrohr." Kurz darauf wurde mir schummrig, so ähnlich, wie wenn ich mich an einer der gebrauchten Spritzen gepiekst habe. Als ich aufwachte war ich hier wo ich auch heute noch lebe. Hier gefällt es mir gut, alle sind nett, ich habe viele Artgenossen zum spielen was ich auch sehr gerne tue, und es gibt regelmäßig Futter. Vielleicht überwinde ich meine Vergangenheit eines Tages. Vielleicht kann ich Menschen dann wieder vollkommen vertrauen und finde Gefallen daran mich von ihnen anfassen zu lassen. Dann würde ich mich auch über ein richtiges Zuhause freuen. Aber derzeit wären Transport und die Umstellung an neue Lebensumstände für mein angeknackstes Selbstbewusstsein wohl wenig förderlich.
Lieber Mensch, das war meine kleine Geschichte. Sei froh, dass ich sie Dir so freizügig erzählt habe. Und solltest Du mich besuchen kommen, unternehme nicht den Versuch mich anzufassen, ich mag das nämlich nicht.
Euer Jack