Weihnachtsgeschichte




Weihnachtsgeschichte

Beitragvon Cerberus » 23.12.2012, 22:57


An das Frauchen von Mikri
von Heidi Giourga-Steiblmüller

Ich weiß nur, dass du vom Tierheim Solingen vermittelt wurdest. Du warst mein erster Welpe den ich zu Samira auf die Station brachte und dies war im Oktober 2010. Deine Mutter war Kukla, die inzwischen kastriert ist und mit ihrem nächsten Wurf nun in einem ehemaligen Ziegenstall im Agios Nikolas versorgt wird.

Deine Mutter war die scheueste Hündin die ich je kennengelernt habe. Ich muss etwas zurückgreifen, um sie zu beschreiben.
Damals versorgte ich Dodori, der vor dem Ziegenstall an der Kette lag. Sein Herrchen, der Hirte, war verstorben, die Ziegen wurden verkauft und er wurde einfach zurückgelassen in der Nässe im Winter und mit kaum Futter. Wenn ich Dodori sein Futter brachte ist deine Mutter weggelaufen, sie war immer bei ihm. Ich konnte sie kaum wahrnehmen, so schnell ist sie verschwunden. So habe ich mehr Futter gebracht aber Dodori hat natürlich nicht`s übrig gelassen. Wenn ich es weiter weg deponiert habe, haben es andere Hunde gefressen. Es war nicht möglich sie zu füttern, sie war nur im Schutz der Nacht unterwegs.

So sind Wochen vergangen und ich habe bemerkt, dass Kukla eines Tages neugierig aus dem schützenden Gebüsch lugte. Da habe ich angefangen eine Einkaufstüte mit Futter hinzustellen. Und wirklich, sie hat sich angeschlichen, eher wie eine Wildkatze, hat die Tüte geschnappt und ist davongelaufen. Dieses Spiel war nun täglich, wie oft hat sie die Tüte aus Angst verloren, aber sie hat endlich Futter bekommen, sie war nur mehr ein Schatten ihrer selbst.

Mit Dodori an der Leine bin ich täglich spazieren gegangen damit er wieder zu Kräften kommt. Und eines Tages fing Kukla an uns zu begleiten, besser gesagt, sie ist hinter schützendem Gestrüpp und Bäumen mitgehuscht. Was anfänglich absolut lautlos geschah wurde mit zunehmender Zeit immer offensichtlicher, ich habe sie natürlich auch gelockt. Dann hat sie angefangen vor uns plötzlich freudig auf den Weg zu springen und genauso schnell wieder zu verschwinden. Und eines Tages ist sie am Weg geblieben und ich sah sie das erste Mal aus der Nähe. Sie war eine wunderschöne Jagdhündin mit Bernsteinaugen.
Und dann kam der große Augenblick, sie hat sich mir nicht langsam genähert, nein!!!
Sie ist plötzlich aus dem Gestrüpp gesprungen und hat sich vor mich hingeworfen, so wie jetzt oder nie, ich durfte sie das erste Mal streicheln und es entstand eine lange tiefe Freundschaft.

Es war der 7.5.2010, wir sind am Abend zuvor nach monatelanger Abwesenheit wieder im Agios Nikolas angekommen. In der Nacht waren sintflutartige Regenfälle aber jetzt schien die Sonne. Ich suchte die diversen Streuner und vor allem Kukla. Drei Tage habe ich sie gesucht und plötzlich sprang sie auf den Weg, wie gewohnt. Ich streichelte ihre prallen Zitzen.
Wo hast du deine Babys? fragte ich immer wieder. Eigentlich habe ich keine Antwort erwartet. Doch plötzlich stand sie auf und ist vor mir hergelaufen.
Eine halbe Stunde lang ging es den Hügel hoch durch Wald und Gebüsch und plötzlich blieb sie stehen, ich sah aber nichts. Das Gelände fiel steil ab. In der Gewitternacht hat sich hier das Wasser seinen Weg gebannt. Geröll, Gestrüpp und dann hörte ich ein leises Fiepen und ich sah auch ein kleines Etwas im angetrockneten Schlamm.
Aber da war eine riesige Brombeerhecke, da konnte ich unmöglich durch. So versprach ich ihr gleich wieder zu kommen und spurtete nach Hause, um geeignetes Werkzeug zu holen.

Nachdem ich mir einen Weg freigeschnitten hatte konnte ich endlich das einzig überlebende, ca. 1 Monat alte Welpchenmädchen erreichen. Ich brachte es an eine höher gelegene sichere Stelle, die ich dick mit Zeitungen auspolsterte. In den nächsten Tagen kam noch ein Sonnenschirm, den ich mit Ästen abdeckte dazu. Wassernapf, tägliches Futter für die Mama, damit sie nicht so weit laufen musste.

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Und nun konnte ich dir beim Wachsen zusehen….ich nannte dich Mikri (griech. die Kleine). Du warst völlig lautlos wie eben Tiere zum eigenen Schutz in freier Wildbahn sind. Wenn deine Mutter nicht da war hast du dich im dichten Unterholz versteckt. Aber mir wolltest du immer nachlaufen, vielleicht war ich so was wie eine zweite Mutter für dich. Da musste ich immer ganz schnell den Hügel hoch, dass mir die Puste wegblieb.

Eines Tages entdeckte ich dich unter den geparkten Autos vor meinem Gartentor, dem beliebten Platz einiger Streuner, du warst keine 6 Monate alt. So bist du im Garten eingezogen und das erste Mal getraute sich auch deine Mutter in den Garten. Kaum hörte sie ein verdächtiges Geräusch oder eine abrupte Bewegung war sie bei einem Loch im Zaun auch schon wieder weg. Dann kam sie wieder zum Tor, du warst ja drinnen.

Jetzt wurden unter den Sträuchern passende Wohnhöhlen gebuddelt, Körbchen, Decken, das kanntest du ja nicht. Spielzeug, was soll man damit? Steine, Äste sind doch viel schöner.

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Und dann kam der Tag des Abschieds, im Oktober. An diesem Morgen hast du uns nicht schweifwedelnd begrüßt. Du bist liegen geblieben und hast uns fragend angeguckt. Du, mit deinem feinen Instinkt, hast es gespürt.

Ich werde dich nie vergessen (Mikroula mou), du warst der größte Vertrauensbeweis deiner Mutter an mich.


Zuletzt geändert von Cerberus am 23.12.2012, 22:59, insgesamt 1-mal geändert.
Cerberus
 

von Anzeige » 23.12.2012, 22:57

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Beitragvon Cerberus » 23.12.2012, 22:59


Mein letzter Urlaub in Nikiti
von Jochem Wüst

2006 mein letzter Urlaub in Nikiti. Leider, immer gleich am ersten Abend passieren mir die Dinge, an denen ich wohl nicht vorbeikomme.
Ich hatte gerade meinen Koffer ausgepackt und wollte zum Speisesaal.
Dort wollte immer wieder eine kleine schwarz braune Hündin (noch im Welpen Alter) in den Speisesaal, weil es da wohl so lecker schnupperte aber die Kellner haben sie immer wieder mit Fußtritten heraus geworfen. Da waren die bei mir genau an der richtigen Adresse.
Kurzer Dialog: soll ich dich auch mal raustreten? Das werde ich gleich mit deinem Chef klären.
Der Chef erkannte mich wohl, und wusste noch, dass ich zwei Jahre zuvor schon mal in seiner Anlage deutlich geworden bin, aber ich wusste natürlich genau, was er über mich dachte.
Deutsche Urlauber bemerkten natürlich mein Auftreten, obwohl ich keine Zuschauer brauchte. Die kleine Maus war schon einige Tage dort, wurde jeden Abend aus dem Speisesaal geworfen.
OK, sie gehört nicht dort rein, aber wie sie gebeten wurde den Raum zu verlassen, passte mir einfach nicht.
Kurzum, hier konnte sie nicht bleiben, evtl. habe ich sie sogar in Gefahr versetzt durch mein Auftreten. Da die Herrschaften mit Erledigung solcher Dinge nicht lange fackeln, packte ich sie direkt ins Auto.
Bei Samira angekommen, wie immer das gleiche Ritual, Begrüßung und dann? Oh, schon wieder ein Hund, du fängst ja wieder gut an. Aber Samiras Augen, als sie den Schatz auf den Arm nahm, hättet ihr sehen müssen - ich wusste sie hat mir wieder verziehen.

2006 herrschten sehr schlimme Waldbrände auf der Kassandra, das habe ich noch nie so gesehen. Als ich dort eintraf war dieses Chaos erst drei Wochen vorbei.
Ich wollte hoch zum Schildkrötensee, der liegt mitten im Wald relativ hoch. Der Weg dorthin wie eine Mondlandschaft, der Geruch von verbranntem stach noch in der Nase.
An einem Gehöft kam ich vorbei, Auto, Traktor Motorrad, das halbe Anwesen verbrannt, wie in einem Endzeitfilm.
Hundert Meter weiter sah ich im Abstand von zehn Metern zwei verbrannte Hundekörper, bis auf das Skelett verbrannt und fast nicht auffällig, weil alles so schwarz war. Mein sofortiger Gedanke, das waren Hofhunde und haben es nicht mehr geschafft zu fliehen?
Am Schildkrötensee angekommen, selbst in die Uferzone das gesamte Schilf verbrannt. Gesunde Schildkröten sonnten sich auf verbranntem Untergrund. Gut, dass sie im Wasser überlebt haben; das ist ein seltenes Kleinbiotop was erhalten werden muss.

Auf dem Rückweg wieder ein Zusammentreffen der besonderen Art. Wer schläft denn da mitten auf der Straße? Die Straße war so breit wie hier bei uns Landwirtschaftswege und mitten darauf eine kleine Münsterländer-Cocker-Mischlingsdame. Zwei Meter zuvor ein Haus mit Schrott Autos, drum herum alles ziemlich vergammelt, mit einem ständig bellendem Kettenhund. Sie gehörte wohl dorthin? Aber ab sofort nicht mehr, dachte ich!
Dieses arme Geschöpf war dünn, übersät von Zecken. Zunge, Rachenraum weiß, nicht mehr schön rosig durchblutet. Ich dachte, solche Leute brauchen keinen Hund mehr, jedenfalls nicht diesen.
Schwupp ab ins Auto; bei Samira Vollaktion. Frontleine, Zecken weg, Schatz gebadet. Bluttest, alles ok. Zwei Tage später ein kleiner Wirbelwind.
Sie lebt laut Samira nun in der Nähe von Hamburg.

Cerberus
 

Beitragvon saiiky » 24.12.2012, 16:20

Sehr schöne geschichten! Bedonders kulkla und ihr kleines haben mich sehr berührt. Das Vertrauen eines solchen Tieres zu gewinnen ist schon etwas sehr Bedonders!!
Liebe Grüße
Yvonne

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saiiky
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Beitragvon Jochem » 24.12.2012, 22:13

Liebe Heidi,Du hast wieder einmal mitten in mein Herz getroffen.
Liebe Grüsse Jochem mit Temmy und Polly
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Wenn Hunde nicht in den Himmel kommen,möchte ich wenn ich sterbe dorthin wo sie sind. ( Will Rogers )
Jochem
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