5. Dezember




Unser Adventskalender soll die Wartezeit bis zum Weihnachtsfest verkürzen und die Vorfreude auf ein besinnliches Fest steigern.

5. Dezember

Beitragvon Cerberus » 05.12.2011, 01:14

Eingesandt von Jochem

Erika
Hubert und ich fachsimpelten mal wieder. Hast noch einen weiteren Hund der eine schlechte Vergangenheit hat, um den man sich besonders kümmern muss? Ja, sagte er, da passierte es; Erika trat in mein Leben: eine ca. 17kg schwere Jagdhundmixhündin mit grausamer Vorgeschichte. Sie war knapp zwei Monate bei Samira und Hubert in liebevoller Pflege.

Sie erklärten mir, dass Erika noch vier Wochen zuvor niemanden, verstärkt Männer, an sich ran lies. Sie biss aus Angst und Schmerzen um sich. In Nea Moudania lebte sie auf der Straße, dort wird sehr oft vergiftet. Sie hat es wohl bemerkt, fraß keinen Giftköder, wurde aber von einem Auto überfahren.
Das rechte Hinterbein war gebrochen, das linke Hinterbein zum größten Teil aus dem Hüftgelenk gesprungen. Ein netter Grieche, der mit Samira und Hubert in Kontakt steht, hat die verletzte Hündin zum Tierarzt Costas van Heers, der in Nea Moudania praktiziert, gebracht. Er hat das gebrochene Bein versorgt, Erika direkt kastriert.

Der nette Grieche hat sie dann zur Station gebracht. Dort musste sie auf Grund ihrer Verletzungen ruhig gehalten werden.
Sie bekam ein schönes Zimmer im Hexenhaus, musste aber angeleint bleiben. Sie hat dann wohl drei bis vier Leinen durchgebissen und war eine ängstliche und aggressive Hündin. Verständlich bei diesen schmerzen. Erika besserte sich aber von Tag zu tag, sie hat bestimmt gefühlt, dass man es gut mit ihr meinte.
Ich lernte sie dann kennen, sie bewegte sich bereits humpelnd im Rudel, ließ nur Samira und bedingt Hubert an sich heran. Näher als fünf Meter konnte ich mich ihr nicht nähern, sie änderte sofort ihre Richtung.
Das rechte Bein war leider schief verheilt, aber nicht störend. Das linke Bein muss in Deutschland unbedingt operiert werden.

Nun war die Aufgabenstellung klar, Erika in Deutschland zwischen unseren Hunden resozialisieren, wieder an Menschen gewöhnen, Ängste abbauen, operieren lassen. Nach Genesung in gute Hände vermitteln, egal wie viel Zeit das in Anspruch nimmt.
Also, meine Frau angerufen, ihr alles erklärt. Sie sagte zu, dass sie sich um Erika kümmern wird.

Erika unser Sorgenkind, sie ließ sich nach acht Wochen noch immer nicht anleinen. Sie schrie unerträglich vor Angst, drehte sich wie verrückt im Kreise und versuchte die Leine durchzubeißen.
Wir standen vor einem riesigen Problem. Der Tierarzt kann sie erst operieren, wenn sie leinenführig ist. Direkt nach der OP müssen Bewegungsübungen durchgeführt werden. Mit einem Hund, der sich nicht anleinen lässt, unmöglich. Dr. Sager lehnte die OP erst einmal ab.

Weihnachten 2003, Erika war bereits vier Monate bei uns.
Ich schrieb zum ersten Mal in 30 Jahren Ehe meiner Ruth einen Wunschzettel auf dem stand: ERIKA zum Ankreuzen JA oder NEIN.
Ratet mal, was sie angekreuzt hat? Sie machte mir die größte Freude.
Wir hätten Erika hier nicht mehr rausreißen wollen. Die Hunde liebten sich, sind ein super Rudel (wir dürfen auch mal mitspielen).

Nach monatelanger Kleinarbeit gelang es Ruth im April 2004 Erika leinengängig zu machen. Sie weinte noch, aber keine Panik und kein leinen-beißen mehr. Hurra, endlich konnten wir mit vier Hunden in den Rheinwiesen spazieren gehen.
Bei Erika ist ein Knoten geplatzt, nach zwei Wochen üben konnten wir sie ab leinen. Sie kommt auf Zuruf zurück.
Nur vier Wochen später geht es Erika nicht schnell genug, sie fordert uns auf das Halsband umzulegen und macht kleine Freudentänze dabei.

Inzwischen wurde Erika operiert. Dr. Sager konnte sich noch gut an die "VERRÜCKTE ERIKA" erinnern und war überrascht, wie sie sich in dem halben Jahr verändert hat.
Bei der Röntgenaufnahme wurden noch drei Geschosse in Erikas Körper festgestellt. Sie sitzen glücklicherweise nicht an bedrohlichen Stellen. Alles ist gut verlaufen, Erika ist ein Traumhund geworden.

Was dieser Hund auf der Straße erlebt hat ist unvorstellbar und trotzdem liebt sie die Menschen immer noch. Wo habe ich meinen nächsten Urlaub verbracht? Ratet mal.
Cerberus
 

von Anzeige » 05.12.2011, 01:14

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