16. Dezember




Unser Adventskalender soll die Wartezeit bis zum Weihnachtsfest verkürzen und die Vorfreude auf ein besinnliches Fest steigern.

16. Dezember

Beitragvon Cerberus » 16.12.2011, 00:33

Eingesandt von Oliver

Jaguar

1986. Alle Menschen rannten mit seltsamen Frisuren durch die Stadt.
Meine Freundin trug Herrenhemden, denen sie den Kragen abgeschnitten hatte. Männer trugen streichholzdünne Lederschlipse und die Busse fuhren nur noch mit halber Besetzung...Dank der Schulterpolster waren ja Alle doppelt so breit. Autos sahen noch aus wie Autos, aus dem Radio
quäckten Abba, Queen und die Pet Shop Boys. Abends schaute man Denver Clan und Miami Vice....

Alle taten das. Ohne Ausnahme!

1986 begann ich meine Ausbildung bei Jaguar. Ich war stolz wie Oskar und rannte auch in meiner Freizeit in dem grünen Overall mit der großen goldenen Katze herum.

Nach einigen Monaten vertraute mir mein damaliger Lehrherr zum ersten Mal diese wunderbaren Autos an. Ich durfte Kunden abholen oder nach Hause bringen und die Firmenwagen fahren. Eines Tages sollte ich Frau S. abholen. Ich hätte sie auch getragen. Sie wohnte in einer schicken
Villengegend, fuhr einen unserer schönsten Wagen und sah aus wie die junge Pamela Anderson. Damals habe ich sie sogar in meinem Berichtsheft erwähnt und meiner Freundin gegenüber durfte ich sie noch nicht einmal andenken.
Ich holte sie mit dem Firmen-Jaguar ab. Dessen Rückbank war voll mit Präsenten. Es war in der Adventszeit 1986 und Jaguar bedachte treue Kunden mit allerlei Nettigkeiten. Kalender, Uhren,
Eau de Toilette und diverse Gutscheine.

Sie stieg in den Wagen und ich war wieder einmal kurz vorm Kollaps. Allerdings zum ersten Mal nicht wegen der atemberaubenden Frau S..
Ohne es anzukündigen, hatte sie ihren Hund mitgenommen. Ben, ein großer Spitz. Clever, stark und hinterhältig. Ben kam zu den Präsenten auf die Rücksitze. So fuhren wir angeregt plaudernd zur Werkstatt zurück und am Ende der Fahrt war ich kleiner Lehrling wieder einmal kurz vor einem Heiratsantrag an Frau S.. Ich war derart begeistert von ihr, dass ich Ben während der Fahrt überhaupt nicht wahrgenommen habe. Erst auf dem Parkplatz der Werkstatt.

Frau S. verabschiedete sich von einem verliebten Stift mit Küsschen links und rechts und verschwand im Büro.
Nach einer Zigarette zur Beruhigung, es mögen auch 20 gewesen sein, schaute ich mir den Wagen an. Ben hatte sämtliche Verpackungen gefressen, zwei Sicherheitsgurte durchgeknabbert und die Wurzelholzkonsole mehrfach markiert.

In der Adventszeit 1986 musste ich sehr viel Schnee schaufeln, häufig den Besen schwingen und auch den großen Pool meines Chefs säubern.
Ab März 1987 durfte ich wieder Firmenwagen fahren.
Cerberus
 

von Anzeige » 16.12.2011, 00:33

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